17.10.2011 (verpd) Auch in diesem Jahr wurden wie regelmäßig seit 2006 wieder Bürger in neun europäischen Staaten sowie in den USA nach ihrer Einschätzung zum Gesundheitssystem in ihren Ländern befragt. Das Ergebnis des jüngsten „Gesundheitsbarometers“: Fast überall wächst die Skepsis weiter.
Die Polen sehen ihr Land schon seit Beginn der Teilnahme an der vom Institut Cercle Santé Société (CSA) im Auftrag eines Versicherers durchgeführten Telefonumfrage im Jahre 2009 ziemlich verloren, wenn sie an ihr Gesundheitssystem denken. Derzeit halten es nur 17 Prozent für gut.
Zufriedene und Unzufriedene halten sich die Waage
Ausgesprochen glücklich zeigen sich im Gegensatz dazu unverändert die Österreicher. Dort sind es nur 15 Prozent, die unzufrieden sind.
In Deutschland halten sich mit dem Gesundheitssystem Zufriedene und Unzufriedene in etwa die Waage. Ähnlich sehen es die Tschechen und – etwas überraschend – die Amerikaner.
Spanier, Franzosen, Schweden und Briten empfinden sich dagegen teils deutlich besser versorgt. Ganz anders dagegen die Italiener, die ihrem Land in dieser Beziehung auch nicht sehr viel mehr zutrauen als die Polen.
Deutsche haben gespaltenes Verhältnis zu Ärzten
Gemeinsam ist vielen der insgesamt 5.500 Befragten allerdings, dass im Vergleich zum Vorjahr ihre Skepsis fast überall noch zugenommen hat. Eine spürbare Besserung bei ihrem Gesundheitssystem glauben nur Amerikaner feststellen zu können.
Die trauen ihren Ärzten zugleich die höchste Kompetenz zu, was deren Diagnose- und Behandlungskompetenz betrifft. Am anderen Ende stehen auch hier wieder die Italiener. Deutsche Ärzte werden von ihren Patienten offenbar eher als Mittelmaß eingeordnet. Ihre Kollegen in Tschechien, Österreich, Großbritannien, Frankreich und Spanien kommen bei ihren Landsleuten jedenfalls besser weg.
Andererseits fürchten die Bundesbürger mögliche ärztliche Kunstfehler offenbar vergleichsweise wenig. In dieser Hinsicht werden deutsche Mediziner nur von ihren österreichischen und tschechischen Kollegen übertroffen.
Private Vorsorge bevorzugt
Dagegen fürchten sich inzwischen zwei Drittel der Deutschen bei einem Aufenthalt in einem hiesigen Krankenhaus davor, sich dort eine Infektion zu holen, die sie zuvor nicht hatten. Ähnliche Befürchtungen treiben die Briten um. In beiden Ländern wird dieses Risiko mittlerweile sogar als größte Gefahr angesehen.
Einst hatte diese Spitzenposition die Sorge eingenommen, dass dem Gesundheitssystem das Geld endgültig ausgeht. Das befürchten allerdings über kurz oder lang auch jetzt noch 71 Prozent der Deutschen. Rund die Hälfte von ihnen würde laut den Umfrageergebnissen zur Finanzierung des Gesundheitswesens daher individuell abgestimmte Zusatzversicherungen oder höhere Zuzahlungen für medizinische Leistungen einer ausschließlich staatlich organisierten Versicherungspflicht vorziehen.
Schon jetzt sind zwei Drittel von ihnen zu der Überzeugung gelangt, dass es keinen gleichen Zugang für alle zu medizinischen Leistungen mehr gibt. Nur die Polen zeigen sich in dieser Hinsicht noch skeptischer.
Mehr Eigenvorsorge wird auch für das Alter als notwendig erachtet
Fast ebenso hoch ist der Anteil der Bundesbürger, der auch die staatliche Vorsorge für Senioren bereits jetzt als unzureichend empfindet. Über die Hälfte von ihnen scheint laut Umfrage inzwischen allerdings davon auszugehen, dass die finanzielle Vorsorge für notwendige alltägliche Unterstützungsleistungen im Alter im Wesentlichen eine Sache der Eigenvorsorge ist.
Das sehen nur die Amerikaner noch klarer so. Erwartungsgemäß sind dagegen drei Viertel der Schweden nach wie vor der Ansicht, dass dies eine hauptsächlich staatlich zu lösende Aufgabe ist. Gefragt wurde in der Studie außerdem nach der Akzeptanz neuer Informations-Technologien im Zusammenhang mit der Gesundheit. Zu ihrer eigenen Information nutzen mittlerweile 43 Prozent das Internet.
Mehr als drei Viertel lehnen aber onlinebasierte medizinische und individuelle Beratungsleistungen nach wie vor rundweg ab. Gleichzeitig gehen jedoch immerhin 57 Prozent davon aus, dass durch telemedizinische Angebote die Behandlungsqualität der Ärzte gesteigert werden könnte.